14 Jahre gemeinsam auf der Wache
Sein gesamtes Arbeitsleben bei der Werkfeuerwehr in Knapsack hat Sebastian Gorissen mit Peter Blumenthal verbracht. Nun geht Blumenthal in den Ruhestand. Grund genug, auf 14 gemeinsame Jahre und den Wandel auf der Wache zurückzublicken.
Zurück im Jahr 2010: Gorissen startete als einer der beiden ersten Auszubildenden zum Werkfeuerwehrmann im Chemiepark Knapsack. Er war mit Abstand einer der Jüngsten, Blumenthal an seinem ersten Tag schon ein gestandener Feuerwehrmann mit fast 30 Jahren Erfahrung. Beide teilten sich einen Ruheraum, die „Bude“. Seitdem ist ihre Beziehung freundschaftlich und vertrauensvoll. „Mit Peter konnte ich schon immer auch private Themen besprechen und ihn um Rat fragen“, so Gorissen. „Wenn etwas wäre, egal ob beruflich oder privat, tags oder nachts, ich weiß, ich kann immer auf ihn zählen.“
Klein anfangen
Gorissen musste sich zunächst den Respekt der Kollegen erarbeiten: „Da gab es keinen Raum für Diskussionen.“ Doch er blieb dran und wurde bald akzeptiert. „Ich finde, er hat sich sehr schnell bei uns eingefunden“, sagt Blumenthal. „Wer weiß, vielleicht hat auch das Essen auf der Wache dazu beigetragen.“ Denn Gorissen kocht nicht nur gern, sondern auch gut. Altersbedingte Abgänge schufen zudem Chancen für neue Aufgaben und Funktionen. Nach seinem einjährigen Zug- und Verbandsführerlehrgang stieg er 2020 in den gehobenen feuerwehrtechnischen Dienst auf. Heute ist er nicht nur Einsatzleiter, sondern verantwortet auch den Dienstleistungssektor der Werkfeuerwehr. Dazu zählen beispielsweise die Werkstätten, in denen die Feuerwehr Atemschutzgeräte, Schläuche und Feuerlöscher prüft und instand setzt. „Sebastian ist sehr ruhig und besonnen. Genau das, was wir im Einsatz brauchen“, findet Blumenthal.
Mehr Sicherheit, moderne Ausstattung, respektvoller Dialog
Seit den Anfangstagen von Blumenthal – und auch denen von Gorissen – hat sich viel verändert. Blumenthal begann 1982 seine Arbeit bei der Werkfeuerwehr in Knapsack. Damals lief noch die Karbidproduktion in Hochöfen. Kleinere Einsätze waren an der Tagesordnung. „Seitdem haben sich die Sicherheitsstandards wesentlich verbessert – genauso wie unsere Ausstattung“, so Blumenthal. „Früher besaßen wir Standardequipment, heute können wir mit unseren spezifisch ausgerüsteten Fahrzeugen mögliche Ereignisse in Knapsack optimal bekämpfen.“ Sein persönliches Highlight: seine Beförderung zum Wachabteilungsleiter.
Auch der Umgang der Generationen ist heute ein anderer. Da sind sich Blumenthal und Gorissen einig. Feuerwehren sind trotz des ausgeprägten Teamgeistes zwar auch 2024 noch hierarchisch geprägt, der Raum für Dialog, Eigeninitiative und neue Ideen hat sich deutlich vergrößert. „Früher machten die Alten ihr Ding wie sie es gewohnt waren und akzeptierten auch nichts anderes“, sagt Blumenthal. „So einen rücksichts- und respektvollen Umgang zwischen den Generationen wie heute gab es früher nicht.“
Große Erwartungshaltung
Gleichzeitig wollen viele junge Feuerwehrleute heute schnell Karriere machen, die Erwartungshaltung ist oft groß. „Das liegt natürlich auch daran, dass sich Feuerwehrleute ihren Arbeitgeber aussuchen können“, erklärt Gorissen. Denn fertig ausgebildete Kräfte sind seit Jahren heiß begehrt. Unternehmen und öffentliche Feuerwehren stehen hier im direkten Wettbewerb um ausgebildete Fachkräfte. Auch die Werkfeuerwehr im Chemiepark musste in den letzten Jahren viele altersbedingte Abgänge nachbesetzen und bildet daher seit mehreren Jahren über die Feuerwehr Frechen selbst aus. Das brachte ebenfalls Veränderungen mit sich. Seit letztem Jahr ist beispielsweise die erste Feuerwehrfrau Teil des Teams, die zweite startete im Juli.
Gorissen macht weiter bei der Werkfeuerwehr. Blumenthal, ein leidenschaftlicher Jäger, will sich in seiner neu gewonnen Freizeit weiter dem Natur- und Umweltschutz widmen. Denn eines seiner Herzensthemen ist die Wiederaufforstung der Wälder in der Region. Den Kolleg*innen bleibt er trotz seiner Pensionierung erhalten. Er ist jetzt der erste Minijobber der Werkfeuerwehr. Im Schnitt an einigen Tagen pro Monat unterstützt er das Team und führt seine Aufgaben als Brandschutzbeauftragter für die Standortunternehmen weiter. „Ich hatte mich gefragt, wie meine Kolleg*innen auf meinen Minijob reagieren würden, aber es fühlt sich an, als käme ich aus dem Urlaub zurück“, erzählt Blumenthal. Manchmal ist es ist eben auch schön, wenn Dinge sich nicht ändern.