02. November 2023

Großübung 2023

Der Chemiepark übt: Feuerwehren und Werkskrisenstab stellen Abläufe auf den Prüfstand

Eine Großübung ist ein ganz besonderes Erlebnis im Chemiepark Knapsack. Dann testen Feuerwehren und Werkskrisenstab die Abläufe bei einem Ereignis. Schließlich muss im Ernstfall jeder Griff sitzen, jeder seine Aufgabe kennen und erfüllen. Das Szenario diesmal: Nach einer Stofffreisetzung brennt es im PSM4-Betrieb der BASF auf der 28-Meter-Bühne.

Blicken Sie ein paar der Protagonisten über die Schulter – auch denen, die im Hintergrund wirken.

 

16:00 UHR
Vitale Marocu aus dem Gastronomie-Team bereitet in der Küche alles für den abendlichen Imbiss vor. Gleich geht es mit dem Auto zu den verschiedenen Stationen, die Snacks und Getränke erhalten. Darunter auch die Fahrzeug halle der Werkfeuerwehr. Denn am Ende der Übung werden knapp hundert Menschen Hunger haben.

17:00 UHR
Im Organisationsteam checken Miriam Schütz und ihr Notfall- und Krisenmanagement-Team ein letztes Mal alle Vorbereitungen. Es sieht gut aus. Alle U nterlagen liegen bereit, die Technik läuft, die Verpflegung ist organisiert, jeder weiß, was zu tun ist. Seit rund einem halben Jahr hat das Team diesen Tag vorbereitet, das Szenario geplant, mit Behörden, Polizei sowie der Werk- und öffentlichen Feuerwehr gesprochen. Im PSM4-Betrieb der BASF wurde eine Rohrleitung verlegt, aus der in Kürze Wasser tropfen soll. Die 28-Meter-Bühne wird zudem künstlich verraucht. Zusammen mit Arno Büscher von der Werkfeuerwehr hat Übungsleiter Sebastian Hecht ein 18-seitiges Drehbuch verfasst, in dem jedes Detail festgehalten ist. Hecht: „Das Szenario muss an allen Stellen stimmig sein, weil jede Einzelheit die folgenden Maßnahmen maßgeblich beeinflussen kann. Der Betrieb hat uns mit vielen Ideen unterstützt, damit wir alles möglichst realistisch darstellen können. Wir spüren schon jetzt das tolle Wir-Gefühl am Standort.“

17:40 UHR
Vor der Einfahrt des Werksteils Hürth warten knapp 20 „Fotospotter“ gespannt auf die Ankunft der Feuerwehrfahrzeuge und hoffen auf interessante Aufnahmen. Die Übung hat sich in den sozialen Medien herumgesprochen. Jannick Porschen, Azubi aus Brauweiler, wird die Bilder kurz danach auf seinem eigenem Instagram-Kanal posten. Die Werkschützer kontrollieren parallel, dass keine Schaulustigen in den Chemiepark gelangen.

18:06 UHR
Bei Frank Mielzarek in der Werkschutz-Zentrale geht der Alarm los. Er setzt den Übungs-Notruf ab: „Wenn der Alarm bei uns eingeht, schlägt mein Herz schon kurz schneller – auch wenn wir alle wissen, dass es nur eine Übung ist.“ Kurz danach kommt der Notruf in der Kreisleitstelle der Feuerwehr an. Auch hier sind alle vorab gebrieft, dass eine Übung stattfindet.

18:22 UHR
Am Ereignisort hat die Werkfeuerwehr die Lage erkundet und erste Maßnahmen eingeleitet. Schnell ist klar, dass das Team Unterstützung von Feuerwehren aus der Umgebung benötigt. Die Großübung liegt auch deshalb in den Abendstunden, damit freiwillige Feuerwehren teilnehmen können. Schließlich bietet sich nur selten die Gelegenheit für eine gemeinsam Übung dieser Größenordnung. Werkfeuerwehr-Einsatzleiter Sebastian Nüsgen: „Nach einer ersten Phase, in der sich alle erst einmal in ihre Aufgabe finden mussten, haben die Strukturen gegriffen. Das ist wichtig für den Erfolg.“

18:29 UHR
Die Polizei trifft am Einsatzort ein und verschafft sich einen Überblick über die Schadenslage. Zwei Personen betreuen die Übung zusätzlich in der Leitstelle. Im Realfall wären schnell 30 bis 50 Beamte aktiv, um beispielsweise den Bleibtreusee zu evakuieren, die Personalien von Verletzten aufzunehmen und Sperrungen zu veranlassen.

18:35 UHR
Lagebesprechung im Werkskrisenstabsraum nach der ersten Anlaufphase. Welche Erkenntnisse gibt es bisher? Welche Maßnahmen wurden bereits eingeleitet? Was sind die wichtigsten nächsten Schritte? Das Team muss möglichst schnell vor die Lage kommen.

18:37 UHR
Die ersten „Nachbarn“ rufen beim Bürgertelefon an. In Wirklichkeit kommen die Anrufe von den Kolleg*innen ein Stockwerk höher, die mit Leidenschaft die vorab vorbereiteten Szenarien schildern.

18:45 UHR
Max Bruder und Leon Lanzerat von der Werkfeuerwehr kommen von der 28-Meter-Bühne. Nach 20 Minuten im Vollschutz mit Atemmaske brauchen die beiden erst mal eine Pause. Denn ein solcher Einsatz ist extrem anstrengend. Gleich geht es wieder hoch. Beide sind noch in der Ausbildung zum Feuerwehrmann im Chemiepark und das erste Mal bei einer solchen Großübung im Einsatz.

18:55 UHR
Der Werkschutz fährt rund um die Einsatzstelle Kontrolle. Schließlich sollen keine Neugierigen die Einsatzkräfte behindern. Neben Mitarbeitenden aus dem Chemiepark könnten – gerade bei einem „echten“ Einsatz – auch Presseleute und andere Unbefugte versuchen, auf das Gelände zu gelangen.

19:10 UHR
Vertreter*innen der Bezirksregierung und der Berufsgenossenschaft machen sich am Ereignisort ein Bild der Lage. Begleitet werden sie von den jeweiligen Verantwortlichen aus dem Werkskrisenstab und der Feuerwehr.

19:15 UHR
Der Werkskrisenstab arbeitet seine Aufgaben systematisch ab und liegt gut in der Zeit. Das zeigt der Blick in die digitale Einsatzchronologie. Die Übungsleitung reagiert und bringt zusätzliche Einspieler ein: „Wir wissen, wir stressen den Stab damit noch ein bisschen mehr. Doch daran wächst das Team“, sagt Übungsleiterin Daniela Conradi.

20:48 UHR
Die Gefahr ist gebannt, die Aufgaben von Feuerwehren und Werkskrisenstab abgearbeitet. Übungsende. Jetzt treffen sich alle Beteiligten in der Fahrzeughalle der Werkfeuerwehr, um das Erlebte bei Getränken und Snacks Revue passieren zu lassen. Die Stimmung ist gelöst.

21:55 UHR


In den Hallen klappt die Feuerwehr die Tische zusammen. Leiter Ralf Lassmann wird den Einsatz jetzt mit der wachhabenden Abteilung besprechen. „Wir haben schon Routine und wissen, wo wir hinschauen müssen. Wichtig ist die Arbeit im Team – und das hat heute sehr gut geklappt.“ Auch für die Übungsleitung ist die Arbeit noch nicht vorbei. Sie sind schon seit einer Stunde wieder im Werkskrisenstabsraum. Denn alle Unterlagen, Checklisten, Dateien und Einsatztagebücher müssen wieder so vorbereitet werden, dass sie noch in der gleichen Nacht bei einem echten Einsatz voll verfügbar wären.

23:00 UHR
Im Werkskrisenstabsraum steht wieder alles „auf Null“. Miriam Schütz schließt die Tür hinter sich. Feierabend.

Der Werkskrisenstab

Der Werkskrisenstab leitet alle Maßnahmen, die nicht die Schadensbekämpfung direkt betreffen. Er koordiniert die Kommunikation innerhalb des Chemieparks, informiert alle Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben sowie die Öffentlichkeit.

Die operativ-taktischen Einsatzkräfte

Werkfeuerwehr und öffentliche Feuerwehr kümmern sich um die Schadensbekämpfung am Einsatzort. Der Notfallmanager, der Einsatzleiter der Werkfeuerwehr, ein Ansprechpartner des betroffenen Betriebs und der externen Einsatzkräfte bilden die technische Einsatzleitung.

Erstmals digitale Einsatzchronologie

Wann wurde die Lagedokumentation an die Behörde geschickt, wann ging die erste Pressemitteilung raus, wer hat wen und wann über die neuesten Umweltdaten informiert – bei einem Einsatz muss jedes Detail dokumentiert werden, damit sich das Vorgehen im Nachgang prüfen lässt. Bisher erfolgte dies über Zettel und große Wandplakate. Diesmal nutzte der Werkskrisenstab erstmals eine digitale Tabelle in Teams. Die einhellige Meinung: eine echte Verbesserung. Denn nun erhalten alle in Echtzeit eine Übersicht über die Aktivitäten der Kolleg*innen. Das spart Zeit und gibt zusätzliche Sicherheit.