Wackelpudding und Ananassaft
Chemiepark Knapsack vermittelt ABC-Know-how für angehende Brandmeister
Berufsfeuerwehrleute, die den Aufstieg zum Brandmeister anvisieren, müssen eine 18-monatige Ausbildung absolvieren. Ein Bestandteil der Ausbildung ist das Modul ABC. Es steht für atomare, biologische und chemische Gefahr.
Tim Kluckhuhn, seit 2017 Werkfeuerwehrmann im Chemiepark Knapsack, hat erstmals einen solchen ABC-Lehrgang geplant und durchgeführt. In die Feuerwache nach Knapsack kamen dazu 19 Berufsfeuerwehrmänner und eine Berufsfeuerwehrfrau aus Bergheim, Grevenbroich und Euskirchen sowie von der RWE Werkfeuerwehr und der Bundeswehr, die dieses Modul kennenlernen und verstehen wollten. „Auf Anfrage der Feuerwehr in Bergheim haben wir den ABC-Lehrgang übernommen, weil wir als Partner der öffentlichen Feuerwehren das Know-how der Chemie haben und rund um die Uhr diesen fachberatend zur Verfügung stehen. Die Kernkompetenz hierfür liegt sozusagen bei uns“, erklärt Kluckhuhn.
Das zweiwöchige Modul fand auf dem Gelände der Feuerwehr im Chemiepark Knapsack mit praktischen und theoretischen Ausbildungsstufen in einem Vollzeitlehrgang statt. Der überwiegende Teil der Ausbildung bezieht sich dabei auf die chemische Komponente, da atomare Gefahren eher selten vorkommen. Um hier kein Halbwissen auf dem atomaren Gebiet zu vermitteln, bekam Kluckhuhn Unterstützung von einem Dozenten der Feuerwehrschule des Kreises.
Der praktische Teil der Ausbildung war gespickt mit zahlreichen Exkursionen innerhalb und außerhalb des Chemieparks. So hatte sich der Phosphorpentasulfid-Hersteller Perimeter Solutions am Standort bereit erklärt, den angehenden Brandmeistern Einblick in einen Chemiebetrieb zu gewähren. Besondere Unterstützung bekam die Gruppe von SYNLAB, dem Analytik-Labor im Chemiepark. Das Unternehmen stellte den Seminarteilnehmern ein Labor zur Verfügung, in dem Versuche und Experimente durchgeführt werden konnten. Geschäftsführer Johannes Meyer führte einen Phosphorbrand vor. Dies ist ein selten in der Praxis durchgeführter Versuch, da Phosphor nur schwer zugänglich ist und die Laborbedingungen ganz besonders sein müssen. Im biologischen Teil schließlich besuchte der Lehrgang die Universitätsklinik Köln zur Besichtigung der Biolabore in den höchsten Sicherheitsstufen 3 und 4 und erfuhr Wissenswertes aus der Arbeit der Virologen. Besonders spannend in Zeiten der Corona-Pandemie.
„ABC ist der umfangreichste Lehrgang in der Feuerwehrausbildung“
Für einen Aha-Effekt und Auflockerung sorgte Kluckhuhn mit einem anschaulichen Praxisbeispiel: Für jeden Teilnehmer hatte er einen Wackelpudding gekocht und ein Stück Ananas dazu gelegt. Die Verwunderung nahm zu als Kluckhuhn dazu aufforderte, etwas Ananas-Saft auf den Wackelpudding zu tropfen und die Wirkung zu beobachten. Die Rubinsäure der Ananas zersetzte die Struktur des Puddings so stark, dass dieser nach zehn Minuten wieder flüssig wurde und seine Konsistenz verlor.
Das Wissen der Seminarteilnehmer wurde am Ende in einer Abschlussprüfung geprüft. „Wie wichtig diese Inhalte sind macht deutlich, dass ein Berufsfeuerwehrmann, sofern er die Prüfung nicht besteht, seine Laufbahn als Feuerwehrmann direkt beenden kann“, verdeutlicht Kluckhuhn. Erfreulicherweise haben alle 20 Teilnehmer die Prüfung bestanden. Aber nicht nur für die Teilnehmer war der Lehrgang erfolgreich – auch Tim Kluckhuhn blickt sehr zufrieden auf das Feedback der Feuerwehrmänner zurück. Denn dieses fiel einhellig positiv aus. „Für mich ist wichtig, dass ich den jungen Leuten etwas vermitteln konnte. Und dass sie das Vermittelte in sich aufsaugen, und am Ende in der Praxis richtig anwenden. Das macht mich ein Stück stolz“, sagt Kluckhuhn und betont: „Am guten Gelingen des Seminars ist aber auch das Ausbilderteam maßgeblich beteiligt.“
Die Feuerwehr des Chemieparks steht als sogenannter Nah-Partner den Feuerwehren im Rhein-Erft-Kreis und darüber hinaus in der gesamten Region, dem Rheinischen Revier, unterstützend zur Verfügung. Kluckhuhn: „Uns ist es wichtig, dass wir den Feuerwehren und somit der Bevölkerung zur Verfügung stehen und uns einsetzen. Wir existieren nicht allein für den Chemiestandort, sondern geben unser Wissen und unsere Erfahrung im engen Austausch mit den Feuerwehren in unserem Umfeld weiter.“
Thomas Kuhlow
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