Auf dem richtigen Gleis in die Zukunft

Interview mit Dr. Daniel Koch und Dr. Klaus Mattes von Lyondell Basell.

Seit dem 1. Februar 2025 leitet Dr. Daniel Koch den LyondellBasell-Standort Wesseling- Knapsack. Gemeinsam mit Dr. Klaus Mattes, seit Januar 2024 operativer Leiter in Knapsack, treibt er die Transformation des Unternehmens hin zu mehr Nachhaltigkeit und stärkerer Vernetzung voran. Im Gespräch berichten beide über ihren Rollenwechsel, die Herausforderungen eines doppelten Standortmanagements – und warum die MoReTec-Anlage für LyondellBasell mehr ist als nur ein Großprojekt.

 

KS: Herr Koch, was sind Ihre Aufgaben in Ihrer Position als LyondellBasell Standortleiter für Wesseling und Knapsack?

Koch: Mein Job ist es, die Rahmenbedingungen zu setzen, damit die Teams gut arbeiten können, gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Ich steuere die Budgets, so dass wir das Optimale rausholen können – natürlich immer im Hinblick auf Sicherheit und Compliance, das hat absolute Priorität. Ich konzentriere mich mehr auf Menschen als auf Produktionsverfahren. Ich versuche, möglichst viel Zeit in den Anlagen zu verbringen und die Leute und ihre Aufgaben kennenzulernen. Und: Ich bringe LyondellBasell stärker nach außen – in die Nachbarschaft, in die Politik, zu Behörden, in die Verbände. Wir wollen LyondellBasell als nachhaltiges Unternehmen positionieren und das nicht im Heimlichen tun, sondern darüber reden. Denn letztendlich geht es auch darum, Kunden für nachhaltig produzierte Produkte zu gewinnen. Also versuchen Leute und Organisation kennenzulernen und stärker nach außen zu wirken. Der Schritt zu LyondellBasell war die absolut richtige Entscheidung: Ich fahre jeden Morgen mit einem Lächeln ins Werk.

KS: In Ihrer Position verantworten Sie die Geschicke von Europas größtem Standort, was sicherlich eine große Herausforderung ist. Andererseits sind Sie nicht allein: So stellt in Knapsack Klaus Mattes operativ die Weichen für LyondellBasell. Wie ist die Zusammenarbeit aufgeteilt? 

Mattes: Wir möchten die Werke Knapsack und Wesseling wieder enger aneinander binden. Letztendlich rollen wir mit dem Cologne Hub eine ganzheitliche Nachhaltigkeitsstrategie aus mit New Knapsite und der MoReTec-Anlage in Wesseling. Das funktioniert nur, wenn wir eng zusammenarbeiten. Mit 15 Jahren Erfahrung am Standort Wesseling und dem Know-how, das ich hier in Knapsack gesammelt habe, kann ich das Beste aus beiden Welten miteinander verknüpfen. Und Daniel ist jemand, der frischen Wind reinbringt.

Koch: Wir betrachten Wesseling und Knapsack als einen Standort. Auch synergetisch im Hinblick auf zum Beispiel Maintenance oder Sicherheit. Aber trotzdem sind Wesseling und Knapsack räumlich voneinander getrennt. Und ich kann nicht an beiden Standorten gleichzeitig sein. Ich brauche einen Vertreter, der ständig vor Ort ist. Und deswegen bin ich happy, dass Klaus an der Stelle ist. Ich möchte ihn näher bei mir im Team haben. Deswegen ist er mittlerweile einmal in der Woche in Wesseling.  

Mattes: Man muss natürlich auch beachten, dass die Standorte aus unterschiedlichen Konzernen hervorgegangen sind. So merkt man auch heute noch, dass es zwei Kulturen gibt. Aber wir haben viele Kollegen und Kolleginnen, die zwischen Wesseling und Knapsack gewechselt sind, sodass wir das Beste aus beiden Welten letztendlich sowohl in Knapsack als auch in Wesseling haben.

KS: LyondellBasell und YNCORIS als Chemieparkbetreiber bereiten im neuen Werksteil Hürth-Süd im Chemiepark Knapsack den Bau eines Zentrums für Kunststoffrecycling und - verarbeitung vor, der ursprünglich 2026 starten sollte. Zuletzt gab es Meldungen, dass es zu Bau-Verzögerungen kommen wird. Wie lange wird sich das Projekt verschieben?

Koch: Im Rahmen unserer Unternehmensstrategie haben wir uns zum Ziel gesetzt, ein profitables, kreislauforientiertes und kohlenstoffarmes Unternehmen aufzubauen und der geplante Hub auf dem neuen Knapsack-Gelände bleibt ein zentrales Element bei der Umsetzung dieser Strategie. Aktuell überarbeiten wir die Zeitplanung und können einen genauen Zeitrahmen an dieser Stelle nicht nennen.

KS: Was ist der Grund für die Verzögerung?

Koch: LyondellBasell setzt die Entwicklung eines integrierten Recycling-Hub für zirkuläre Kunststoffe und einer chemischen Recyclinganlage in der Region Köln fort. Die anfängliche Versorgung mit Rohstoffen aus Kunststoffabfällen erfolgt dabei zunächst durch Source One Plastics, ein Joint Venture von LyondellBasell. Der Bau der fortschrittlichen Sortieranlage zur Bereitstellung zusätzlicher Rohstoffe am Standort Knapsack wurde auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Damit wird die Möglichkeit geschaffen, noch stärker von den Entwicklungen in der Industrie zu profitieren und das Potenzial voll auszuschöpfen.

KS: Herr Koch, sind Sie in der Zwischenzeit in Wesseling „angekommen“? Kann man schon eine erste Zwischenbilanz ziehen? 

Koch: Erster Aspekt zur Zwischenbilanz: Ein absolut starkes und kompetentes Team. Das hat meinen Eindruck, den ich in den Interviews vorab mit einigen heutigen Kolleginnen und Kollegen führen durfte, bestätigt. Die Leute hier verstehen ihren Job und arbeiten gerne hier. Ich wurde überall sehr warmherzig und offen empfangen mit einem hohen Vertrauensvorschuss. Zweiter Aspekt: Wir haben sehr kompetente und kooperative Betriebsräte an beiden Standorten. Gemeinsam schauen wir – zwar aus unterschiedlichen Perspektiven, ich aus Arbeitgebersicht, die Betriebsräte aus Arbeitnehmersicht – auf die Dinge. Immer mit dem Ziel, dass es dem Unternehmen gut geht und somit den Arbeitnehmenden an den Standorten. Und drittens: LyondellBasell ist sehr konsequent in seinen Entscheidungen, zum Beispiel als amerikanisches Unternehmen in Deutschland zu investieren. 

In 30 Jahren wird die Industrie meiner Einschätzung nach überwiegend nur noch nachhaltige Produkte verkaufen können. Als Zwischenbilanz könnte man festhalten: Es gibt eine starke Basis aus Kompetenz, Wissen und Erfahrung. Mein Beitrag ist es nun, darauf aufzubauen und moderne Technologien wie Künstliche Intelligenz und Digitalisierung sowie die Kommunikation nach außen weiter voranzutreiben. Ich möchte zum Beispiel neue Kommunikationsformate wie einen Podcast etablieren, wo ich aktuelle Standortthemen schnell aufgreifen und ein bisschen meine Einschätzung geben kann. Das setzen wir gerade um.

Mattes: Um da die Brücke zu schlagen: Deine Kommunikationsstärke, Daniel, und deine Sicht von außen sind wirklich ein Gewinn für uns. Ich glaube, dass Daniel uns im Rahmen des Wandels, der Transformation, in der wir uns bewegen, ein großes Stück voranbringen wird. 

KS: Stichwort Kommunikation: Zwei spannende Events im Oktober gaben Ihnen die Gelegenheit sich entsprechend zu positionieren: Die Global Care Week und die Messe K 2025 als Aushängeschild der Kunststoff- und Kautschukindustrie in Düsseldorf. 

Koch: Als Standortleiter von LyondellBasell freue ich mich besonders über diese beiden Highlights, die unsere Werte und unser Engagement sichtbar gemacht haben. Auf der K 2025 haben wir gezeigt, wie unsere innovativen Polymerlösungen echte Nachhaltigkeit ermöglichen – nicht nur für uns, sondern auch für unsere Kunden. Parallel dazu haben wir 25 Jahre Global Care gefeiert – ein Vierteljahrhundert, in dem wir uns weltweit für die Gemeinden engagieren, in denen wir tätig sind. Dieses Jahr sind wir noch einen Schritt weitergegangen: Aus dem Global Care Day wurde die Global Care Week. In Wesseling und Umgebung haben wir uns mit vielfältigen Projekten wie unter anderem einer Baumpflanzaktion und Müllsammeln in Knapsack engagiert. Diese Woche zeigt: Unser Engagement endet nicht am Werkstor. 

KS: Last but not least: Können Sie uns noch ein bisschen mehr über den Menschen Daniel Koch verraten?

Koch: Daniel Koch lebt in Düsseldorf, ich bin aber gebürtiger Duisburger. Um die Bierfrage zu klären: Als Ruhrgebietler trinke ich weder Kölsch noch sehr gerne Alt, ich trinke Pils. Das ist ein guter Kompromiss. Ich habe zwei erwachsene Töchter, die beide Lehrerinnen sind. Großvater bin ich noch nicht, aber auch das wird irgendwann kommen. Gemeinsam mit meiner Frau gehe ich gerne wandern und segeln. Wir kochen auch sehr gerne. Meine Frau ist Chinesin. Wir kochen also sehr bunt zuhause. Ich habe meine Frau in den USA kennengelernt und jetzt leben wir hier schon seit sieben Jahren in Deutschland. Und meiner Frau gefällt es super. Wenn die Familie zufrieden ist – also meine Frau und meine Kinder – dann ist das die Grundlage dafür, dass ich beruhigt und mit freiem Kopf zur Arbeit kommen und meinen Job so gut wie möglich machen kann. 

KS: Herr Mattes, Ihnen gebührt das Schlusswort. 

Mattes: Auch ich bin super zufrieden. Daniel ist für mich und für den Standort eine Bereicherung. Die Weichen sind gestellt und als Team Wesseling-Knapsack fahren wir auf dem richtigen Gleis in die Zukunft. 

KS: Perfekt – vielen Dank für das Gespräch!